Open Access: Sichtbarkeit wissenschaftlicher Publikationen


Von Aline Hoetzeldt

Our mission of disseminating knowledge is only half complete if the information is not made widely and readily available to society.“

(Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities /
Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen, 2003)

A bbildung 1: Die Eisberg-Theorie – Sichtbarkeit vs. Unsichtbarkeit
Quelle: Work by Uwe Kils. CC BY-SA 3.0. http://www.ecoscope.com/iceberg/

Open Access bedeutet uneingeschränkter, kostenfreier und unbegrenzter Zugang zu Publikationen für jeden. Im Sinne der Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen1 vom 22. Oktober 2003 werden Wissenschaft und Forschung bestärkt, die digitale und weltweite Wissensverbreitung über Open‑Access‑Publikationen zu fördern. Dieser offene Zugang wird durch verschiedenste Indexing und Discovery Services weltweit sichtbar gemacht. Nur durch eine hohe Sichtbarkeit werden eine uneingeschränkte Auffindbarkeit und erst damit ein uneingeschränkter Zugang gewährleistet. Investitionen in die Sichtbarkeit, z. B. durch manuelles oder automatisches Melden der Metadaten einer Publikation an relevante Services, sind mindestens genauso wichtig wie eine Investition in Open Access.

Tabelle 1 beinhaltet einige Indexing und Discovery Services. Unter anderem sind Services gelistet, die ausschließlich Open-Access-Publikationen indizieren bzw. beinhalten.2

Baidu Scholar

J-Gate

PubMed Central

BASE

MEDLINE

QOAM*

Chemical Abstracts Service

Microsoft Academic

Scopus

CNKI Scholar

OAPEN*

Summon

DOAB*

OpenAIRE*

Web of Science

DOAJ*

OpenDOAR*

WorldCat

EBSCO Discovery Service

Primo Central

Google Scholar

ProQuest/CSA

Tabelle 1: Eine Auswahl einiger Indexing und Discovery Services, in alphabetischer Reihenfolge.
* Services ausschließlich für Open-Access-Publikationen

Einer der bekanntesten Services, um eine Suche nach wissenschaftlichen Publikationen zu beginnen, ist Google Scholar. Aber wollen und können wir uns auf Google Scholar und einige wenige andere beschränken? Je größer die Zahl der Services ist, in denen eine Publikation indexiert wird, umso höher ist die Auffindbarkeit und damit die Sichtbarkeit einer Publikation. Um die Sichtbarkeit einer Open‑Access‑Publikation zu verbessern, sollten nicht nur Services, die auf Open Access spezialisiert sind, sondern die Vielzahl der existierenden allgemeinen und fachspezifischen Services in Betracht gezogen werden.

Die folgenden Fragestellungen können eine Grundlage für weitere Diskussionen sein.

  1. Welchen Wert hat eine Open‑Access‑Publikation, die zwar frei zugänglich online steht, aber durch große und kleine Services nicht auffindbar ist?

  2. Autoren sollten sich vor Veröffentlichung über die Sichtbarkeit ihrer Publikation bei den Betreibern von Repositorien, Universitäts- oder Open‑Access‑Verlagen informieren können. Sollten sich Autoren bzw. Herausgeber komplett auf den angebotenen Indexierungsservice verlassen können oder sollten Autoren bzw. Herausgeber zusätzlich selbst investieren?

  3. Reicht es aus, wenn Betreiber von Repositorien, Universitäts- bzw. kleineren Open‑Access‑Verlagen selbst „Pi mal Daumen“ bestimmen, in welchen Services ihre Publikationen sichtbar gemacht werden? Ist es ihnen überhaupt finanziell zumutbar diesen Service kontinuierlich auszubauen?

  4. Müssten die Services den Aufwand für meldende Institutionen bzw. Personen erleichtern – beispielweise über Schnittstellen wie OAI-PMH3 für den OAI-Service-Provider?

  5. Sollte es weitere Standards oder Empfehlungen geben, wie Open‑Access‑Publikationen sichtbar gemacht werden? Sollten bestehende Standards und Empfehlungen bekannter gemacht werden?

  6. Welche Rolle können und werden Bibliotheken spielen?

Autoren und Herausgeber sind von Betreibern von Repositorien und Universitäts- und anderen Verlagen insofern abhängig, da diese maßgeblich mitbestimmen, inwieweit ihre Publikationen im Netz sichtbar sein werden. Eine Open‑Access‑Publikation ist frei zugänglich, solange der freie Zugang auch auffindbar und sichtbar ist. Für erfolgreiches elektronisches Publizieren ist auch die Auffindbarkeit von wissenschaftlichen Publikationen in unserer digitalen, vernetzten und globalisierten Welt eine Voraussetzung.

Herr Schirmbacher, Ihnen ist dieses E(hren)-Journal gewidmet und wie Sie in einem Ihrer zahlreichen Beiträge schreiben, ist die Schnelllebigkeit der technischen Möglichkeiten auch beim Publizieren angekommen, bei der es mitzuhalten gilt.

„Durch die Möglichkeiten der Digitalisierung und die weltweite Vernetzung befindet sich der wissenschaftliche Arbeitsprozess im Wandel, das Publizieren als Teil dieses Prozesses sicher auch, […].“ (Schirmbacher 2013, S. 36)

Ich persönlich, als Ihre ehemalige Studentin, möchte mich bei Ihnen für die wertvollen Informationen in Ihren Seminaren, zahlreichen Ratschlägen während meiner Bachelor- und Masterarbeit, wichtigen Anregungen für weitere Ideen auf dem Gebiet der Informationswissenschaft und dafür, dass Ihre Tür für uns Studenten immer offenstand, außerordentlich bedanken. Für Ihren Ruhestand wünsche ich Ihnen alles Gute!

Referenzen

Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities. 22. Oktober 2003. Verfügbar unter https://openaccess.mpg.de/Berliner-Erklaerung (Original) und https://openaccess.mpg.de/68053/Berliner_Erklaerung_dt_Version_07-2006.pdf (deutsche Übersetzung). (letzter Zugang 09. Januar. 2017)

open-access.net. Der freie Zugang zu wissenschaftlicher Information. Repositorien. Auffindbarkeit der Dokumente – das OAI-Protokoll. Verfügbar unter http://open-access.net/informationen-zu-open-access/repositorien/ (letzter Zugang 09. Januar 2017)

Open Access Netzwerk Austria (OANA) (Hrsg.). 2016. Checkliste für die Herausgabe von Open-Access-Zeitschriften an Forschungseinrichtungen. Version 2 (Stand: 1.3.2016). Verfügbarhttp://www.oana.at/fileadmin/user_upload/p_oana/oana/OANA-Checkliste-OA-Journals.pdf unter: (letzter Zugang 09. Januar 2017)

Schirmbacher, Peter. 2013. Digital born document oder Elektronisches wissenschaftliches Publizieren. In Andreas Degkwitz (Hrsg.). Auf dem Weg zur digitalen Bibliothek. Schriftenreihe der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, 66. Berlin : Univ.-Bibliothek der Humboldt-Univ. S. 30–36. Verfügbar unter: https://www.ibi.hu-berlin.de/de/forschung/publikationen/infomanagement/pdfs/Schirmbacher2013.pdf (letzter Zugang 09. Januar 2017)

Aline Hötzeldt

Bibliotheks- und Informationswissenschaftlerin, M.A.
Berlin
Deutschland

E-Mail: aline.hoetzeldt@mail.com

Werdegang:

Aline Hötzeldt hat bis 2010 am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft in Berlin studiert und ist seit 2013 im Verlag De Gruyter im Bereich Zeitschriften tätig.

2Einige Services beinhaltet auch die Checkliste des Open Access Netzwerks Austria (OANA) mit Stand 1. März 2016. Diese Liste kann als Ergänzung hinzugenommen werden. (Open Access Netzwerk Austria (OANA) 2016)

3Siehe auch (open-acccess.net)