Abschied Peter Schirmbacher / Februar 2017


Von Gertrud Pannier

Peter Schirmbacher war wie auch ich mehr als 40 Jahre Angehöriger der Humboldt-Universität. Wie er in meinem Abschiedsbuch (November 2015) schrieb, lässt sich der genaue Zeitpunkt des ersten Kontaktes nicht mehr bestimmen, insofern kann ich leider nicht über ein entsprechendes Datum oder eine besondere Erstbegegnung berichten.

Besondere Begegnungen gab es allerdings in Fülle, besonders deshalb, weil da immer solider Sachverstand, konsequentes Verhalten, durchdachte Argumente und direkte Kommunikation zusammen kamen. Das war/ist nicht selbstverständlich und ist auch in universitären Zusammenhängen leider nicht das Übliche; oft werden Hierarchien betont, ist Profilierungsstreben dominant, geht es vorrangig um eigene bzw. institutionelle Interessen. Nicht so bei Peter Schirmbacher, den ich in verschiedenen Gremien und Situationen erlebt habe. Sehr grundsätzlich hat er immer eine zentrale Serviceorientierung des Rechenzentrums/Computer- und Medienservice und der HU-Verwaltung vertreten, eingebunden in überzeugend begründete Forderungen nach entsprechender personeller und materieller Ausstattung, aber auch nach Einheitlichkeit in Standards und Verzicht auf institutionelle Insellösungen – nicht leicht zu machen im freiheitlichen Verständnis von Lehre und Forschung und bei mitunter recht individuellen Sichtweisen des professoralen oder „administratorischen“ Personals. Ein exzellenter Wissenschaftsorganisator – wie sie heutzutage eigentlich sehr notwendig sind.

Als Vertreterin des akademischen Mittelbaus habe ich Peter Schirmbacher besonders intensiv und über lange Jahre in der Medienkommission des Akademischen Senats der HU erlebt, wo seit Ende der 90er-Jahre die ja tatsächlich sehr eng verbundenen Fragen von Informationsversorgung und Informationsprozessen, also bibliothekarische Anliegen und Datenverarbeitungs-Angebote an der und für die Universität, sinnvoll miteinander verknüpft wurden. Dass der langjährige Vorsitzende der Kommission, Herr Prof. Dr. Wolfgang Coy, eine besondere Begabung für die humorvolle, zielorientierte und zeiteffektive Sitzungsleitung hatte und dass es zwischen ihm und Peter Schirmbacher auch deshalb eine wirklich gute „Chemie“ gab, sei hier nur am Rande erwähnt. U. a. gehen die von der Medienkommission aufgelegten innovativen Förderprogramme „Digitale Medien in Forschung, Lehre und Studium“ aus meiner Sicht wesentlich auf Anregungen und Ideen von Peter Schirmbacher und seinem CMS-Team zurück, ebenso wie auch heutige „Selbstverständlichkeiten“ im HU-Alltag wie der Edoc-Server oder die Forschungsdatenbank.

Für das Institut war die Berufung von Peter Schirmbacher auf den neuen Lehrstuhl Informationsmanagement ein sehr wichtiger Schritt, was sicher an anderer Stelle gebührend gewürdigt wird. Ab dem Sommersemester 2006 findet man in den Vorlesungsverzeichnissen regelmäßig seine Lehrveranstaltungen zu Open Access, zum Elektronischen Publizieren und zu alternativen Publikationsformen, zum Informationsmanagement in wissenschaftlichen Einrichtungen, angeboten für alle Studiengänge einschließlich Fernstudium. Ich erinnere mich, dass mit Peter Schirmbacher die Lehrplanung immer sehr unkompliziert war, denn er hatte nicht nur eine klare inhaltliche Konzeption zu seinen Vorlesungen und Seminaren, er fand bei Bedarf auch geeignete Lehrbeauftragte außerhalb des IBI, er übermittelte rechtzeitig seine Vorschläge zu Zeiten und Räumen – nicht ganz unwichtig für die Planer. Mich hat immer fasziniert, wie gut die wissenschaftlichen und studentischen MitarbeiterInnen an seinem Lehrstuhl integriert und gegenseitig informiert waren. Dass sie fachlich in hohem Maße gefordert wurden und dass sie organisatorisch geschult waren, machte sie ebenso zu kompetenten und verlässlichen IBI-KollegInnen. Sehr deutlich hat sich das gezeigt, als Maxi Kindling und das Lehrstuhl-Team die plötzliche krankheitsbedingte Abwesenheit des Chefs in einem Kraftakt so abfedern konnten, dass es am IBI keine wesentlichen Ausfälle in Lehre und Betreuung gab.

Zur Lehre sei noch angemerkt: Es war immer ein besonderes Vergnügen (und in meiner langen Berufspraxis sehr unterschiedlich), Peter Schirmbachers Gutachten zu Abschlussarbeiten entgegen zu nehmen: exakt auf den Punkt gebracht, aussagekräftig für die Studierenden, überzeugend auch für neutrale Leser als Notenbegründung, die individuelle Leistung differenziert würdigend, aber nie Gefälligkeitsbewertungen – einfach exzellent. Übrigens auch dies etwas, was als „Schirmbacher-Schule“ bei seinen MitarbeiterInnen erkennbar ist.

Aus den zahlreichen individuellen Gesprächen als Studienfachberaterin und aus den Auswertungen der Lehrevaluationen im Rahmen der Kommission für Lehre und Studium LSK erinnere ich mich an keine Probleme, die Studierende mit Peter Schirmbacher gehabt hätten. Eher wurde berichtet, wie anschaulich er den Wandel der Technologien durch Vorzeigen altmodischer Textträger wie z. B. Lochkarten oder 8″-Disketten illustrierte. Dass Peter Schirmbacher in Beratungen des Prüfungsausschusses und Sitzungen des Institutsrates ebenfalls kooperativ, kompetent und die studentischen Belange mitdenkend war, ist zwar logisch, aber doch sehr angenehm. Er ist sich immer treu geblieben.

Ich wünsche Peter Schirmbacher alles Gute für den neuen Lebensabschnitt. Er wird die gewonnene freie Zeit genießen und seinen Interessen nachgehen können. Jegliche Krankheiten sollen sich fernhalten, behalten soll er seine Offenheit, seinen Optimismus, seine Sportlichkeit und seinen Charme. Ich danke für die vielen Jahre guten kollegialen Miteinanders und freue mich, dass auch zukünftig noch IBI-Studierende diesen Professor erleben werden.